Was tun bei zu viel Stress auf der Arbeit?
Stresserkrankungen nehmen in unserer Gesellschaft stetig zu – angefangen von Bluthochdruck, Schlafstörungen, Magengeschwüren und Rückenbeschwerden bis hin zu einem handfesten Burnout. Als Ursache gilt in erster Linie Stress im Job. Viele Arbeitnehmer fühlen einen kaum erträglichen Druck auf sich lasten, den sie abends mit nach Hause nehmen und der sie nonstop begleitet. Ihr Arbeitsalltag ist unruhig und gehetzt; sie fürchten Repressalien oder vernichtende Bewertungen durch ihren Arbeitgeber. Ihre Gesundheit leidet und sie kommen sich in der modernen Arbeitswelt vor wie ein Hamster in seinem Rädchen.
Ob Arbeitnehmer oder Chef einer großen Firma: Stress zieht sich durch alle Etagen der Hierarchie einer Firma und macht vor den Führungsebenen nicht Halt. Auch Soloselbstständige und Kleinunternehmer können meistens ein Lied vom Stress im Job singen. Es scheint also, als ob die Art der Tätigkeit und auch die Position beim Stress im Job nicht die entscheidende Schlüsselrolle spielen. Stattdessen sind offenbar die persönliche Resilienz und der individuelle Umgang mit Druck ausschlaggebend.
Der Umgang mit Stress ist Einstellungssache - Positiver Stress führt zum Flow
Natürlich braucht jeder Mensch Erholungszeiten und niemand kann rund um die Uhr volle Leistung bringen. Doch wie kann es sein, dass manche Unternehmer trotz einer 60-Stunden-Woche und einem Berg voll Verantwortung entspannt und erholt wirken und andere Arbeitnehmer mit vergleichsweise geringer Arbeitsanforderung derart unter Stress geraten, dass ihre Gesundheit darunter leidet und sie sogar irgendwann arbeitsunfähig werden?
Tatsächlich ist unser Körper grundsätzlich für den Umgang mit hohen Belastungen konzipiert worden. Die Wissenschaft unterscheidet dabei überdies zwischen positivem und negativem Stress. Positiver Stress kann uns beflügeln und sogar in den berühmten Flow bringen: Wir merken gar nicht mehr, dass wir hart arbeiten, weil wir mit vollem Elan in unserer Tätigkeit aufgehen. Doch solche Flows sind selbst bei Menschen in künstlerischen Berufen eher Ausnahmesituationen. Kein Arbeitnehmer kommt dauerhaft an negativem Stress vorbei – also Druck, der unangenehm werden kann und mit Aufgaben verbunden ist, die für Enge und Hektik sorgen.
Unerledigte Aufgaben kosten mehr Kraft als die Entscheidung, sie anzugehen
Entscheidend für den Umgang mit der Arbeitsbelastung ist die Art, wie wir über sie denken und ob wir uns ihr möglichst gleichmütig stellen. To-do-Listen erzeugen nur dann Not und Druck, wenn wir die einzelnen Punkte nicht angehen und somit auch nicht abstreichen können – und auf jeder To-do-Liste gibt es Punkte, deren Erledigung unangenehm sein kann. Bekannte Beispiele aus der Arbeitswelt und dem ganz normalen Alltag sind eine volle Ablage, die Steuererklärung, ein lange überfälliges, schwieriges Verkaufsgespräch oder das Überweisen von Rechnungen. Unerledigte Aufgaben binden Energie, die uns wie ein schweres Gewicht in den Nacken drückt.
Der Körper reagiert darauf mit Verspannungen, Kopfschmerzen und Unruhezuständen; wir fühlen uns permanent am Limit und ausgepowert. Hinzu kommt die Angst vor dem Vorgesetzten und ein stetig anwachsendes Arbeitspensum. Manche Menschen geben an diesem Punkt auf oder verlieren sich im Prokrastinieren. Dabei könnten sie sich rasch Erleichterung und Freiraum verschaffen, wenn sie ihre mentale Kraft nicht für kräftezehrende Grübeleien und Angstgedanken nutzen, sondern möglichst unaufgeregt eine Aufgabe nach der anderen angehen.
Zu wissen, dass etwas dringend erledigt werden muss, es aber gleichzeitig nicht anzugehen, erzeugt ein negatives Spannungsfeld. Dieses Spannungsfeld nehmen wir nach der Arbeitszeit mit in den Feierabend. Selbst zu Hause auf der Couch fühlen wir den Stress in der Arbeit noch, als würden wir unter den wachsamen Augen von unserem Chef im Büro sitzen, und der Druck im Job verfolgt uns bis in den Schlaf.
Mit Druck sinnvoll umgehen und ihn in positive Energie verwandeln
Schon Buddha sagte: „The mind is everything. What you think, you become.“ Sprich: Es sind unsere Gedanken, mit denen wir unsere Lebenswelt aktiv gestalten. Oft können wir die äußeren Umstände nicht oder kaum verändern – doch wir haben immer die Möglichkeit, zu entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen und sie für uns nutzen. So können Sie zu viel Stress im Job dazu nutzen, neue Wege zu finden, wie Sie konstruktiv mit Druck umgehen und ihr Leistungen zukünftig in einer Haltung der Eigenverantwortung erbringen können. Unter Druck arbeiten birgt nämlich auch Vorteile: Wenn wir uns voll und ganz auf die Erledigung einer To-do-Liste konzentrieren und dabei eine wohlwollende Haltung uns selbst gegenüber einnehmen, bleibt kein Raum für belastende Grübeleien. Wir tun, was getan werden muss – und das möglichst unemotional. Dafür müssen wir allerdings aufhören, Stress bei der Arbeit negativ zu bewerten.
Versuchen Sie Ihrer hohen Arbeitsbelastung also mit einem neuen Mindset zu begegnen. Finden Sie neue Überzeugungen und Glaubenssätze. Versuchen Sie zu verinnerlichen, dass Ihnen nichts begegnet, dem Sie nicht gewachsen sind, und stellen Sie sich auch den gefürchteten Aufgaben, anstatt um sie herum zu kreisen oder sie zu verdrängen. Denn sie sind da – und erst, wenn sie erledigt sind, kann sich das damit verbundene Spannungsfeld auflösen. Keine Ameise würde damit anfangen, einen Ameisenhügel zu bauen, wenn sie unser menschliches Denken besäße und erahnen könnte, wie viele Tannennadeln dafür herangeschleppt und zusammengetragen werden müssen. Sie tut es einfach – unermüdlich, und sie verlässt sich blind darauf, dass sie Hilfe bekommt.
Zu viele Überstunden? Drohende Kündigung? So finden Sie zurück in die innere Ruhe
Manchmal nimmt der Zeitdruck am Arbeitsplatz überhand – und ein Blick in die Google-Suchbegriffe rund um das Thema „Stress Arbeit“ zeigen deutlich, dass viele Menschen davon betroffen sind: „Stress auf der Arbeit“, „Chef setzt mich unter Druck“, „Stress im Job was tun“ sind nur einige wenige Beispiele für die üblichen Hilferufe. Zu viel Druck, Bossing und Mobbing sind mittlerweile für viele Angestellte ständige Begleiter geworden. Stress auf Arbeit: Wenn er unerträglich wird und auch ein verändertes Mindset keine Veränderung bringt, sollten Sie über professionelle Hilfe in Form eines Coachings oder einer Beratung nachdenken – insbesondere dann, wenn die Überstunden sie überwältigen, Ihr Chef Sie täglich drangsaliert und womöglich sogar eine Kündigung droht.
Manchmal kann es große Erleichterung verschaffen, sich diesen Schritt zuzugestehen und aktiv um die eigene mentale und körperliche Gesundheit zu kümmern. Versuchen Sie, sich nicht als hilfloses Opfer zu betrachten, sondern betrachten Sie Ihre Lebensumstände und Ihren Stress als eine Chance für Veränderung und mehr Selbstbestimmung. Gerade, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, entwickeln wir oft ungeahnte Kräfte. Plötzlich finden wir den Mut, uns einem klärenden Gespräch mit unserem Chef zu stellen, und treten darin nicht als unterdrückter Angestellter auf, sondern stehen für uns ein und entwickeln neues Selbstbewusstsein.
Nicht stressen lassen - auch nicht von ungeahnten Kündigungen.
In anderen Fällen erweist sich die gefürchtete Kündigung mitunter als eine Gelegenheit, endlich einen Job zu ergreifen, der ein positiveres Arbeitsumfeld eröffnet – und nicht selten nehmen Menschen eine Kündigung zum Anlass, sich endlich selbstständig zu machen und ihrem wahren Traumjob nachzugehen. Auch hier entscheidet die innere Haltung, ob wir uns als Opfer wähnen oder unser Schicksal eigenverantwortlich in die Hand nehmen.
Ein Leben ohne Druck ist nicht möglich und Stress gehört zum Leben. Letztlich zählt, ob wir uns diesen Herausforderungen stellen und sie möglichst entspannt, neugierig und spielerisch angehen. Stress abbauen lustig: Auch das ist möglich! Versuchen Sie außerdem, sich kleine Belohnungen zu gönnen, wenn Sie unangenehme Dinge erledigt haben, und betrachten Sie den Druck auf der Arbeit als eine Art positives Training, das Sie von Tag zu Tag stärker werden lässt. Vermeiden Sie jedoch gleichzeitig, Ihre Leistungen zu stark zu bewerten und sich damit wieder infrage zu stellen. Meistens urteilen wir in Gedanken viel gnadenloser über uns selbst als der strengste Chef es je tun würde.
Stress und Druck sind also in erster Linie Kopfsache! Deshalb ist es sinnvoll, regelmäßig auf die eigenen Gedanken zu lauschen und viele Termine als eine Gelegenheit zu betrachten, aus dem ständigen Grübeln und Bewerten herauszufinden.